Seit mehr als drei Jahrzehnten ist der Österreicher Ulrich Seidl nun schon im Filmgeschäft. Am 08.12.2016 erschien seine neue Dokumentation Safari in den deutschen Kinos, in der Seidl das gnadenlose Jagdgeschäft in Afrika näher beleuchtet. Seine Doku legt den Fokus auf die illegale Jagd nach Tiertrophäen und wird von einigen Kritikern gar als Seidls bester Film bezeichnet.
Aus diesem Anlass blicken wir zurück auf die Filmographie des Regisseurs, der 1952 in Wien geboren wurde. Seine strenggläubigen Eltern sahen für ihn eigentlich eine Karriere als Priester vor, doch der Österreicher hatte andere Pläne. Er begann seine Filmkarriere mit dem Drehen einiger Kurzfilme wie Der Ball (1982) und fand sein Stamm-Genre schließlich bei den Dokumentationen. Aufmerksamkeit erlangte Seidl allerdings erst in den Jahren 1995 und 1999 mit seinen Filmen Tierische Liebe und Models. 2001 brachte er mit dem Episodenfilm Hundstage seinen ersten rein fiktiven Film in die Kinos, der bei den Filmfestspielen in Venedig prompt mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Seinen zweiten großen Kinofilm veröffentlichte Seidl im Jahr 2007. Import/Export feierte auf den Filmfestspielen in Cannes seine Premiere.
Unverkennbar ist dabei stets seine Herangehensweise, denn selbst seine Spielfilme hält Ulrich Seidl in einem halbdokumentarischen Stil. Und seine höchst eigenwilligen Filme haben eines gemeinsam: Sie sind nur schwer erträglich und zeichnen sich oftmals durch ihre drastische Gewaltdarstellung aus. Seidl schlüpft dabei immer wieder in die Rolle des Provokateurs und hat damit bereits für den ein oder anderen Skandal gesorgt.
Kurzfilme, Dokumentarfilme und Spielfilme zusammengerechnet, kommt mit Safari Seidls inzwischen 18. Film in die Kinos. In dieser Liste werden jedoch nur jene Filme berücksichtigt, die von euch über 100 mal bewertet wurden. Die Reihenfolge bestimmt dabei die durchschnittliche Community-Bewertung. Sein neuer Film Safari wird für diese Liste noch nicht berücksichtigt.
Und hier sind sie nun, eure Lieblingsfilme von Ulrich Seidl:
Platz 7: Paradies: Hoffnung (2013)
Community: 6,5
Kritiker: 6,5
Bewertungen: 431
0 x Lieblingsfilm & 0 x Hassfilm
Der letzte Teil von Ulrich Seidls sogenannter Paradies-Trilogie eröffnet diese Liste. Paradies: Hoffnung schickt die 13-jährige Melanie (Melanie Lenz) in ein Diätcamp. Während ihre Mutter in Kenia unterwegs ist, muss die Schülerin ihre Ferien im Camp verbringen. Dort steht zwar ein strenges Sport- und Ernährungsprogramm auf der Tagesordnung, doch Melanie findet dennoch die Zeit, um sich zu verlieben. Ausgerechnet in den Leiter des Camps. Der 40-jährige Arzt versucht, den Annäherungsversuchen der unschuldig spielenden Schülerin auszuweichen um sich nicht strafbar zu machen. Aus der Paradies-Trilogie ist das zwar euer am schwächsten bewerteter Film, gefallen hat euch das Drama aber dennoch. Das Finale der Trilogie lief 2012 auf der Berlinale.
Platz 6: Im Keller (2014)
Community: 6,6
Kritiker: 6,0
Bewertungen: 228
1 x Lieblingsfilm & 1 x Hassfilm
Auf Platz 6 steht der aktuellste Film aus Ulrich Seidls Filmographie. In dem 2014 erschienenen Dokumentarfilm erkundet der Filmemacher die Keller diverser Österreicher. Seidls Streifzug präsentiert die Vorlieben ihrer Besitzer und stößt in die ausgefallensten Winkel ihres Privatlebens vor. Von SM-Liebhabern über Waffen-Sammler bis hin zu Schlangen-Haltern deckt Seidl alles auf, was in den Kellern vor sich geht. Im Keller lief im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig. Euch gefiel die Doku dabei besser als den Kritikern, was Im Keller den 6. Platz dieser Bestenliste beschert.
Platz 5: Paradies: Glaube (2012)
Community: 6,7
Kritiker: 6,6
Bewertungen: 413
4 x Lieblingsfilm & 2 x Hassfilm
Der zweite Teil der Paradies-Trilogie schafft es auf Platz 5. Paradies: Glaube erzählt die Geschichte der strenggläubigen Katholikin Anna Maria (Maria Hofstätter). Deren Haus ist übersät mit Kruzifixen und Weihwasser und das mehrmals tägliche Beten gehört zu ihrem Lebensstil. Selbst ihren Urlaub verbringt die Österreicherin damit, von Haus zu Haus zu gehen, um ihre Mitmenschen vom Katholizismus zu überzeugen. Als ihr Ehemann Nabil allerdings nach vielen Jahren aus Ägypten zurückkehrt, stellt er ihr Leben auf den Kopf. Der Moslem lebt ebenfalls seine Religion aus und zwischen den beiden entbrennt ein Kleinkrieg um Ehe und Religion. Das Drama gewann den Spezialpreis der Jury in Venedig und diverse andere Preise. Eine Szene, in der sich die Katholikin mit einem Kruzifix befriedigt, sorgte darüber hinaus bei der katholischen Kirche für einen der vielen Skandale in Ulrich Seidls Laufbahn. Euch war der Film immerhin Platz 5 wert.
Platz 4: Models (1999)
Community: 6,8
Kritiker: 7,0
Bewertungen: 148
1 x Lieblingsfilm & 0 x Hassfilm
Wie zuvor bereits erwähnt, war das Doku-Drama Models einer der Filme, die Ulrich Seidl 1999 eine größere Aufmerksamkeit bescherten. Denn Models sorgte durch seine expliziten sexuellen Handlungen für den einen oder anderen Skandal. Das Drama dreht sich um drei hauptberuflichen Models Lisa, Tanja und Vivian. Alle drei sind Mitte Zwanzig und Freundinnen, doch sie alle kämpfen um ihren privaten und beruflichen Erfolg. Und wenn es darum geht, können die drei auch zu erbitterten Rivalinnen werden. Der drastische Film kam bei euch auf eine Durchschnittswertung von 7,0 und damit auf den 4. Platz.
Platz 3: Paradies: Liebe (2012)
Community: 7,1
Kritiker: 7,1
Bewertungen: 851
2 x Lieblingsfilm & 4 x Hassfilm
Auf dem Treppchen landet derweil der Start der Paradies-Trilogie Ulrich Seidls. Darin fristet die alleinerziehende Mutter Teresa (Margarete Tiesel) ein dröges Leben ohne Abwechslung. Bis sie sich spontan dazu entschließt, eine Auszeit zu nehmen. Im Kurzurlaub in Afrika lernt die 50-Jährige eine völlig neue Kultur kennen. Vom afrikanischen Strand und den jungen Beachboys beeindruckt, wird Teresa zu einer Art Sextouristin und findet an ihrem neuen Leben schnell Gefallen. Doch wie so oft hält ihr Glück nicht sehr lange an. Der Beginn der Trilogie räumte etliche Preise ab und auch euch hat der Film sehr zugesagt.
Platz 2: Import/Export (2007)
Community: 7,3
Kritiker: 7,3
Bewertungen: 520
9 x Lieblingsfilm & 1 x Hassfilm
Import/Export feierte auf den Filmfestspielen von Cannes seine Premiere und erfreute sich dort großer Beliebtheit. Ihr teilt das allgemeine Lob für das Werk von Ulrich Seidl und wertet den Film zum zweitbesten des Regisseurs. In dem schonungslosen Drama treffen die geistige Not Österreichs und die materielle Not der Ukraine zusammen. Die zwei Handlungen des Films drehen sich zum einen um Olga, eine junge Krankenschwester und Mutter, die beschließt, nach Österreich zu gehen (Import). Doch in dem fremden Land wird sie genausowenig glücklich wie Pauli. Der junge Österreicher ist hoch verschuldet und wird von seinem Stiefvater zum arbeiten in die Ukraine mitgenommen (Export). Beide suchen in den fremden Ländern einen Neuanfang und beide finden sie die Abgründe der jeweiligen Länder.
Platz 1: Hundstage (2001)
Community: 7,4
Kritiker: 6,8
Bewertungen: 769
23 x Lieblingsfilm & 4 x Hassfilm
Ulrich Seidls bekanntester Film ist zugleich auch sein Bester. Zumindest, wenn man eure Meinung zu Rate zieht, denn bei den Kritikern kam Hundstage lange nicht so gut weg. Der Film thematisiert eine drückende Hitze, die sich auf das Gemüt der Einwohner eines kleinen Dorfes bei Wien auswirkt. Sechs Geschichten voller Aggressionen, Sex und Gewalt erzählt das episodenhafte Drama und ist ein Film über das Leben in seiner ganzen Verletzlichkeit und Intimität geworden. Seidls erster rein fiktiver Film wurde beim Filmfestival in Venedig mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet und ist für euch der beste Film in der langen Filmkarriere des umstrittenen Regisseurs.
Was ist euer Lieblingsfilm von Ulrich Seidl?