Für die Filmlegende Terry Gilliam (Fear and Loathing in Las Vegas) war das wahrscheinlich wie Geburtstag und Weihnachten zusammen: Der italienische Pasta-Hersteller Garofalo erklärte sich bereit, die Kosten an einem in Neapel spielenden Kurzfilm zu tragen. Die Filme durften wie auch immer geartet sein, was für Terry Gilliam natürlich ein Lockangebot war. Auf seine alten Tage probiert er darüber hinaus noch etwas Neues aus. Denn da Kurzfilme für gewöhnlich nicht besonders viel Geld einbringen, wird The Wholly Family seine Premiere für das Weltpublikum im Internet haben, wie /Film berichtet. The Guardian wird den Kurzfilm als Live-Stream in die virtuellen Weiten entlassen, was den Zuschauer 1,99 £ kostet. Das ist aber nicht alles, denn hinterher wird es noch ein Live-Interview und eine Fragerunde mit Terry Gilliam geben. In Italien lief der Film bereits auf zahlreichen Festivals und gewann den European Film Award für den Besten Kurzfilm.
Was wir im Trailer zu sehen bekommen, sieht wahrlich nicht wie ein Werbesport aus. Wenn überhaupt, dann wie ein Werbespot aus der Hölle. Garofalo hat Terry Gilliam scheinbar alle Freiheiten gelassen. Der Kurzfilm handelt von einer Familie, die in Neapel Urlaub macht. Nachdem Sohn Jack (Nicolas Connolly) der Familie eine Pulcinella, also eine der für Neapel als inoffizielles Maskottchen fungierenden schwarzen Masken stiehlt, wird er von surrealen Visionen heimgesucht. Harlekine tanzen ekstatisch in weißen Kostümen durch die Szenerie oder führen ein Lazarett, die Optik wirkt ein wenig verzogen, alles schrumpft oder wird wieder groß und der Junge wird nach und nach in obskur-bunte Welt hineingesorgen, bis er sich irgendwann selbst eine Maske auf das Gesicht schmiert. Das Kabinett des Doktor Parnassus lässt grüßen, The Wholly Family wird ein typischer Terry Gilliam. Und er hat dazu den Bonus, von einer Nudelfirma finanziert worden zu sein, deren Werbung am Anfang und Ende des Trailers vollkommen zur abnormalen Atmosphäre beiträgt. Lecker.
Am 23. Januar wird The Wholly Family im Live-Stream von The Guardian verfügbar sein. Dabei sein sollte man um 19:45 Uhr GMT. Der Live-Blog zum Interview und auch die Fragerunde sind umsonst.
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