Der kleine Vampir - Gruselige Abenteuer aus der Gruft

01.06.2017 - 09:15 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Die Familie Schlotterstein
Studio Hamburg Enterprises
Die Familie Schlotterstein
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In dieser Woche wird es muffig-nostalgisch, denn mein Herz für Serie geht an den kleinen Vampir Rüdiger von Schlotterstein und seinen Menschenfreund Anton Bohnensack.

Rüdiger von Schlotterstein landete Abend für Abend auf der Fensterbank seines Kumpels Anton, lange bevor sein glitzernder Artgenosse Edward es ihm in der populären Twilight -Reihe gleich tat. Der kleine Vampir und ich begannen unsere einseitige Freundschaft mit den Kinderbüchern und Hörspielkassetten von Angela Sommer-Bodenburg, die in 21 Bänden die Geschichte des kleinen Vampirs Rüdiger und seines besten Freundes, dem Menschenjungen Anton, erzählt. Anton liebt Gruselgeschichten und Blutsauger haben es ihm besonders angetan. Deswegen ist er eher neugierig als besorgt, als eines Nachts ein bleicher Besucher durch sein geöffnetes Fenster weht. Die beiden Kinder werden dicke, wenn auch ungleiche Freunde, die eine Menge Geheimnisse wahren müssen, um ihre Freundschaft oder sogar das Leben des anderen nicht zu gefährden. Um Missverständnissen sogleich aus dem Weg zu gehen: Ich schenke mein Herz für Serie der kanadisch-deutschen Co-Produktion von 1986, nicht dem deutschen Nachfolger Der kleine Vampir – Neue Abenteuer, der 1993 erstmals im TV ausgestrahlt wurde. Natürlich habe ich als Kind beide Serien geschaut und natürlich haben mir beide Serien unglaublich gut gefallen. Nach einem reflektierten Re-Watching als erwachsener Mensch muss ich jedoch zugeben, dass die Serie aus den 80ern seinem Nachfolger eine Sarglänge an düsterer Gruselspannung voraus ist.

Zwei Freunde wie Tag und Nacht

Rüdiger (Joel Dacks) und Anton (Jan Steilen) müssen innerhalb ihrer Freundschaft so einige Gegensätze überwinden. Rüdiger ist untot und wird als Vampir immer zehn Jahre alt bleiben, denn in dem Alter ereignete sich 1810 die Verwandlung zum nachtaktiven Blutsauger. Seine Familie musste ihre Heimat verlassen und da Vampire heute eine Seltenheit geworden sind, ist er auch sehr einsam. Rüdiger kann sich nur im Schutz der Nacht frei bewegen und ist gezwungen, die hellen Tage in seinem Sarg zu verbringen. Anton schlägt sich die Nächte um die Ohren und muss tagsüber die Schule besuchen, damit die Freundschaft der beiden funktionieren kann. Dazu ist beiden klar, dass Anton irgendwann ein erwachsener Mann sein wird, während Rüdiger in seinem Kinderkörper gefangen bleibt. Die offensichtlichen Unterschiede, die nun mal in einer Mensch-Vampir-Freundschaft nicht zu überwinden sind, sind aber nicht die markantesten Hürden, die die beiden zu meistern haben. Anton ist ein ruhiges, eher ängstliches Kind, während Rüdiger aufbrausend und auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist (da er ständig darauf gefasst sein muss, sein Überleben zu sichern, kann ihm das wohl keiner verübeln). Im Verlauf ihrer Freundschaft gewinnt Anton an Mut und Selbstvertrauen und Rüdiger lernt, zuverlässiger zu werden und auf die Bedürfnisse Anderer einzugehen.

Romantische Vampirklischees aus Transsylvanien

Rüdigers Familie, derer zu Schlotterstein, lebt, wie es sich für eine Vampir-Sippe gehört, in einer düsteren Gruft und stammt aus Draculas Heimat Rumänien. Knoblauch und Utensilien christlichen Glaubens können sie nicht ausstehen, Sonnenlicht oder ein ins Herz gerammter Pflock bedeuten einen schrecklichen, endgültigen Tod. Die von Schlottertsteins tragen Samt- und Rüschenfummel, die im frühen 19. Jahrhundert vielleicht der Hit waren, und sind totenbleich und schlafen nur in Särgen richtig erholsam. Ein Spiegelbild haben sie nicht, dafür können sie mit Hilfe eines muffigen Umhangs fliegen. Der hilft ihnen bei der Jagd nach frisch gezapftem Blut. Angela Sommer-Bodenburg hat diese dracula-esken Vampir-Klischees selbstverständlich nicht als erste verschriftlicht, meine Vorstellung des altmodischen, romantischen Vampirbildes aber bis heute so stark geprägt, dass ich den aus der Zeit gefallenen Vampir seinen modernen Artverwandten a la Blade und Co. noch immer vorziehe.

Wohliges Schaudern kindgerecht verpackt

Während die Schlottersteins panische Angst vor dem ambitionierten Friedhofsinspektor Geiermeier (verkörpert vom Charakterdarsteller Gert Fröbe) haben, der stets mit einem angespitzten Pflock und einem Knoblauch-Kranz über den Friedhof flaniert, um einen Vampir endgültig ins Jenseits zu befördern (was ihm im Fall von Rüdigers Onkel auch gelang), geht ebenso von den Vampiren ein gewisser Grusel aus. Rüdigers Vater verbietet seinen Kindern - abgesehen von der Nahrungsaufnahme - streng den Kontakt zu Menschen, da von ihnen eine tödliche Gefahr ausgeht. Dementsprechend garstig reagieren die Schlottersteins auf menschlichen Besuch in ihrer Gruft. Besonders Rüdigers pubertierender, aufbrausender und sehr bissiger Bruder Lumpi (Jim Gray) versetzt den armen Anton mehr als einmal in Angst und Schrecken. Die schrille Tante Dorothee (Lynn Seymour), die Rüdiger und seinen Geschwistern leidenschaftlich gern hinterher spioniert, steht ihm in nichts nach. Ein gewisses Maß an Schauder muss man für die Freundschaft mit einem kleinen Vampir eben hinnehmen.

Habt ihr Der kleine Vampir auch geschaut?

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