Das Ende: Alex verabschiedet sich

30.06.2019 - 09:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Inception
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Der Tag ist gekommen: Ich muss meinen Moviepilot-Abschiedstext verfassen. Nur was schreibt man darin? Ganz einfach: über Markenschuhe.

Einmal im Leben bei Moviepilot arbeiten. Auch darunter kann ich nun ein Häkchen setzen. Die zurückliegenden sechs Monate als Volontär gesellen sich im Lebenslauf zu mitunter kuriosen Karriere-Stationen wie Barista auf La Gomera, Service-Mitarbeiter im Münchner Flughafen und Medienproduzent bei GameStar. Außerdem wurde ich schon in einem Leipziger Restaurant nach meiner Einstellung dem Team als gelernter Kellner vorgestellt, obwohl ich gar keiner bin. Eine ganz schön bunte Liste.

Schweigen über Berlin

Besonders lang hielt es mich noch nirgendwo, auch nicht beim Wohnort. Man könnte sagen, ich bin ein Heimatloser, so viele nervenaufreibende Umzüge liegen schon zurück. Immer in Bewegung, nie so richtig erfüllt. Aktuelle Station: Berlin. Und bei der Überlegung, wie denn nun so ein persönlicher traditioneller Abschiedstext aussehen soll, war es natürlich unvermeidlich, die spannenden Artikel der Vorgänger zu durchstöbern und in denen wird nahezu jedes Mal ein Absatz der Hauptstadt gewidmet.

Ganz ehrlich: Ich habe nichts über Berlin zu sagen. Wie schön die von Brandenburg umzingelte Schrippen-Metropole ist (oder auch nicht), das bleibt jedem selbst überlassen. Wen kümmert es auch, wie es sich im Randbezirk Adlershof so lebt? Stattdessen möchte ich anlässlich meines Weggangs über etwas ganz anderes schreiben: über Adidas.

Alles ist möglich

Ja, richtig gelesen. Doch es geht mir nicht um Sneakers, sondern um den berühmten Werbeslogan der deutschen Schuhmarke: 2004 startete Adidas die Kampagne "Impossible is nothing", die bis 2013 im Einsatz war. Als hätte sich Leonardo DiCaprio wie in Inception in meinen Kopf eingeschleust und einen Gedanken injiziert, hat sich "Nichts ist unmöglich" für immer in meinem Wesen festgesetzt.

In Inception wird viel geträumt

Es ist ein ständiger persönlicher Leitspruch, ja sogar eine Lebenseinstellung. Und allein dieser Text ist Beweis genug dafür, wie viel an ihm dran ist. Denn er erscheint auf Moviepilot, einer renommierten Website, die beim verpatzten Abitur unerreichbar schien. Seitdem bin ich immer wieder Menschen begegnet, die sich große Mühe geben, einem einzureden, dass man nicht gut genug sei oder sich etwas auf den Kopf schlagen soll. Das ginge nicht, das würde nicht funktionieren. "Das ist nicht möglich."

Diese Sätze hört man vor allem am Filmset öfter, als einem lieb ist. Und so kam es bei meinen sehr wenigen vollendeten Kurzfilmarbeiten immer wieder aufgrund überambitionierter Stunts oder Kameraeinstellungen zu einigen teils unangenehmen Diskrepanzen mit der Crew (ich danke trotzdem für ihre Unterstützung). Denn wer Inception gesehen hat, weiß: Ein bereits platzierter Gedanke bleibt für immer haften und Träume gewinnen gerne Überhand über die Realität. Vielleicht ist ja auch nicht Adidas, sondern dieser so inspirative Film an allem Schuld ...

Zeit, aufzuwachen!

Manchmal funktioniert es dann aber eben doch nicht so, wie man es sich vielleicht vorgestellt hat, wie bereits in meinem Vorstellungstext zu lesen war. Die gewünschte Auto-Verfolgungsjagd für erwähnten Abschlussfilm glich am Ende einer Katastrophe, das Kellnertablett mit sechs randvollen Ur-Krostitzern, bei dem ich glaubte, es einhändig tragen zu können, fiel zu Boden, und der Versuch, einen schrottreifen alten BMW E36 wiederherzurichten, ging ebenfalls gehörig schief (bitte tut euch dieses Modell nicht an).

Die versäumte Wetten, dass..?-Karriere

Dafür sind andere Entwicklungen eingetreten, mit denen ich nie gerechnet hätte und die viel wichtiger sind. 2013 bin ich plötzlich bei der GameStar gelandet, dem seit 1997 bestehenden Videospiel-Printmagazin, bei dem ich jede Titelstory aufsagen kann, wenn man mir nur die Ausgaben-Nummer nennt (Warum bin ich eigentlich nie bei Wetten, dass..? angetreten?). Die Begeisterung, dabei zu sein, war folglich ziemlich groß.

Und dann kam ich doch noch zu Moviepilot. Eines der Web-Magazine, durch die ich im zarten Alter von 15 Jahren erst so richtig auf den Geschmack von Filmen gekommen bin. Schnell wurde eine Passion daraus. Mit dem 16. Geburtstag kam die analoge Teufel-Heimkino-Anlage, die bis heute unermüdlich bei Christopher Nolan und Ridley Scott wummert. Spätestens nach Inception wurde klar: In diesem Leben muss es etwas mit Film werden. Oder "irgendwas mit Journalismus". Das geliebte Adidas-Konzept sollte jedenfalls Früchte tragen: Es gibt keine unmöglichen Dinge, nur schwierige. Außer noch mal eine deutsche Meisterschaft vom 1. FC Nürnberg. Das wird wirklich nie wieder passieren.

Noch ein ganz wichtiges Wort zum Schluss: Danke.

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