Christian Tramitz ist Jerry Cotton!

12.03.2010 - 08:50 Uhr
Tramitz gibt alles
Constantin Film Verleih GmbH
Tramitz gibt alles
0
0
Bei der Bullyparade wurde er zum Star, jetzt bringt er uns den berühmtesten FBI-Agenten der 50er Jahre zurück ins Kino. Im Interview erzählt Christian Tramitz, warum er Jerry Cotton wurde.

In den 1950ern und 1960ern war die Serie bei (hauptsächlich männlichen) Lesern DER Hit. Während James Bond die Welt eroberte, gab es in Deutschland Jerry Cotton – nicht im Geheimdienst ihrer Majestät, sondern im Dienste des FBI. Dieses Jahr kommt er zurück, ohne den Muff der 50er, dafür um einiges lustiger und mit einem neuen Gesicht: Christian Tramitz ist Jerry Cotton.

Dieser Film wurde nur deshalb gedreht, weil Produzent Christian Becker in Ihnen den perfekten FBI-Agenten sah. Was ist das für ein Gefühl?
Christian Tramitz: Das ist zunächst einmal ein beschissenes Gefühl. (lacht) Am ersten Drehtag standen da geschätzte 70 Leute. Ich dachte nur: Um Gottes Willen! Das ist alles wegen mir! Das kostet alles so viel Geld! Man bekommt sofort ein schlechtes Gewissen und hofft, dass alles gut geht. Eine so exponierte Hauptrolle in einem Kinofilm zu spielen, ist eine neue Erfahrung für mich.

Kannten Sie Jerry Cotton noch von früher?
Christian Tramitz: Ich habe die Hefte nicht gelesen. Ich kannte nur die Cover mit Leuten drauf, die Waffen und seltsame Frisuren hatten. In der Schule sagte man uns: Das sind Schundhefterl! Abonniert lieber Bambi! Ich habe mit zehn, zwölf Jahren aber Asterix-Hefte vorgezogen.

Steckt in dem modernen Jerry Cotton, den Sie spielen, noch viel vom alten Romanhelden?
Christian Tramitz: Ich empfinde das eher als freie Adaption. Cyrill Boss und Philipp Stennert haben diesen Heldencharakter und seinen Namen übernommen, aber um ihn herum eine komplett andere Geschichte gesponnen. Das Buch ist so geschrieben, dass Jerry ein Menschenfeind und Einzelgänger ist. Im Laufe der Geschichte gerät er unter Mordverdacht und ist zwangsläufig auf Phil Decker angewiesen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Richtig cool ist er nur am Anfang. Dann wird er immer menschlicher.

Was ist der Hintergedanke?
Christian Tramitz: Eine Figur von Anfang bis Ende nur cool durchzuspielen, ist langweilig. Damit kann man die Leute nicht mehr ins Kino locken, außer man heißt Sean Connery. Aber Daniel Craig als der neue Bond, mit dem ich mich um Gottes Willen nicht vergleichen will, ist ja auch menschlicher und verletzlicher. So eine Figur wird erst dann interessant, wenn sie gebrochen wird.

Welche Bedeutung hat der junge Kollege Phil Decker?
Christian Tramitz: Er ist das genaue Gegenteil von Jerry. Er kommt frisch von der FBI-Akademie und ist ein sehr theoretischer Mensch. Jerry haut erst mal die Leute um und fragt hinterher, ob das überhaupt richtig war. Phil Decker verehrt Jerry Cotton, aber Jerry hasst Phil. Umso schöner ist dann, was sich im Laufe des Films zwischen den beiden entwickelt. Das ist ein klassischer Buddy Movie und letztendlich ist Phil Decker der eigentliche Held dieses Films.

Wie war die Zusammenarbeit mit Christian Ulmen?
Christian Tramitz: Ich bin unglaublich froh, dass Christian Ulmen dabei war. Mit seinem irrwitzigen Tempo ist er das eigentliche Comedy-Element innerhalb des Duos. Die Rolle von Jerry Cotton ist ganz gradlinig und nicht so überzogen angelegt. Das finde ich sehr stimmig.

Wie wichtig sind die Frauen im Film?
Christian Tramitz: Sehr wichtig. Wir haben eine sehr weibliche, wunderschöne Antagonistin. Christiane Paul als Daryl D. Zanuck. Und wir haben die ebenso wunderschöne Mónica Cruz als Malena. Es ist ein Erlebnis, sie beim Tanzen zu beobachten. Jerry muss nur einmal in ihre riesigen dunklen Augen schauen, um seine Selbstsicherheit zu verlieren. Die Frauen setzen bewusst ihre Weiblichkeit ein und sind in diesem Film viel stärker als die Männer.

Beim Drehen hat Mónica Cruz ihre Texte auf Spanisch gesprochen, Sie haben auf Deutsch gekontert. Hat das immer reibungslos funktioniert?
Christian Tramitz: Ja und irgendwann hatte ich mich so sehr daran gewöhnt, dass es ein Schock gewesen wäre, wenn sie plötzlich Deutsch gesprochen hätte. Film hat viel mit Technik zu tun. Aus dem Drehbuch wusste ich ja, was sie sagt. Tragisch war nur, dass ich nie genau wusste, wann sie etwas sagt. Mónica Cruz hat in einem irren Tempo geredet. Es gab aber bestimmte Schlüsselwörter, auf die ich reagieren konnte.

Hatten Sie eine echte Smith & Wesson oder eine Attrappe?
Christian Tramitz: Das war eine echte Smith & Wesson. Die ist sehr wertvoll. Ich sollte ein bisschen üben, da ist sie mir gleich runtergefallen. Natürlich hat sich was verbogen. Danach gab es die Anweisung: Gebt dem Tramitz die Waffe nur noch, wenn wirklich gedreht wird! Im Anschluss an jede Szene wurde sie mir sofort wieder abgenommen.

Jerry Cotton fährt im Film zunächst einen modernen Jaguar und dann den Klassiker: einen roten Jaguar E-Type.
Christian Tramitz: Richtig. An einer Stelle im Film braucht Jerry ein Fluchtauto. Obwohl er in Eile ist, nimmt er sich die Zeit, den Jaguar E-Type eines älteren Herrn zu beschlagnahmen. Das ist die Verwandlung zum Jerry Cotton, wie man ihn kennt und haben will. Dieser rote Jaguar ist ein Kindheitstraum. Er war der Star in meinem Autoquartett. Das weiß ich noch: 240 Stundenkilometer! Das war unglaublich. Autos waren damals einfach noch nicht so schnell wie heute.

Haben die Action- und Prügelszenen Spaß gemacht?
Christian Tramitz: Einen Riesenspaß! Ganz ehrlich. Ich drehe so was gern. Manches sieht bei professionellen Stuntmännern aber einfach besser aus. Dann lässt man die das lieber machen.

Was war der schlimmste Stunt für Sie selbst?
Christian Tramitz: In der Anfangssequenz muss Jerry Cotton ziemlich nah unter der Decke einer Fabrikhalle kämpfen. Ich bin alles andere als schwindelfrei. Da habe ich dann doch Bedenken angemeldet: Wenn es nicht unbedingt sein muss, gehe ich da ungern hoch. Wir haben aber die Stuntleute um Rainer Werner am Set. Sie machen einen unglaublich guten Job und führen uns Schauspieler ganz behutsam an solche Aufgaben heran.

Gab es andere körperliche Belastungen?
Christian Tramitz: Ich hasse Nachtdrehs. Ich hasse sie abgrundtief. Normalerweise gehe ich abends um zehn Uhr ins Bett, weil ich überhaupt kein Nachtmensch bin. Am Set überlebe ich nur durch sieben Liter Kaffee. Dann schaffe ich die Nacht. Ich kenne überhaupt ausschließlich Leute, die Nachtdrehs hassen. Deswegen verstehe ich nicht, warum man überhaupt noch welche macht.

Haben Sie zur Vorbereitung amerikanische Agentenfilme studiert?
Christian Tramitz: Eher unbewusst. Es gibt bei amerikanischen Schauspielern natürlich bestimmte Gesten, die einfach anders sind als bei deutschen Schauspielern. Die halten ihre Köpfe leicht geneigt oder schauen am Ende eines Telefongesprächs noch mal in den Telefonhörer. Aber es geht nicht darum, amerikanische Schauspieler zu imitieren. Jerry Cotton ist ja eine deutsche Erfindung. Er stammt aus der Nachkriegszeit, in der man aus begreiflichen Gründen ein bisschen Angst davor hatte, einen deutschen Superhelden zu kreieren. Also hat man ihn zu einem Amerikaner gemacht.

Gab es mal die Überlegung, dass Ihr naturgegebener bayerischer Dialekt bei Jerry Cotton durchscheinen soll?
Christian Tramitz: I bin der Cotton Jerry? Nein, das ginge in die falsche Richtung. So hat damals Der Schuh des Manitu funktioniert. Alles sah echt aus, aber die Figuren haben Bayrisch gesprochen. Das war ein großer Teil des Witzes. Aber die Zeiten sind vorbei. Inzwischen ist alles persifliert worden. Western, Science Fiction, U-Bootfilme. Im Gegensatz zu DER Der Wixxer soll Jerry Cotton keine Persiflage sein. Wir verstehen uns eher als Hommage mit hohem Tempo und realistischen Charakteren. Zwar sind auch Jerry Cotton und Phil Decker leicht überzeichnet, aber sie sind keine Knallchargen. Im Idealfall muss man die beiden mögen.

Mit Material von Constantin Film.

Jerry Cotton startet am 11. März 2010 in den deutschen Kinos.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News