American Horror Story - Eine Achterbahnfahrt für meine Nerven

24.11.2016 - 09:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
American Horror Story: CovenFX
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In bisher sechs Staffeln entfaltet American Horror Story sechs verschiedene Schreckenszenarien und lässt mein Serienherz vor Freude und Grusel höher schlagen, auch wenn die Spannungskurve erhebliche Schwankungen aufweist.

Der blanke Horror ist nicht immer das primäre Gefühl, das American Horror Story in mir hervorruft. Zuweilen langweilt mich die Anthologieserie sogar oder bewegt sich zum Abschalten. Trotzdem gehört die Serie aus dem Hause FX zu meinen Favoriten und ich fiebere jeder neuen Staffel entgegen. Warum das so ist? Die Grundidee ist ganz nach meinem Geschmack, an der Umsetzung hapert es dann aber gelegentlich. Oder anders gesagt: Das Konzept ist leider besser als der Inhalt. Ein Phänomen, dass ich allerdings auch häufig beim Horror in Spielfilmlänge beobachte.

Vor vier Jahren vergab Raccoon bereits ein Herz für Serie an American Horror Story, doch wer konnte nach der 1. Staffel schon wissen, wie überraschend vielseitig sich die Anthologieserie über mehrere Jahre gestalten wird? Jede Staffel pickt sich ein komplett anderes Thema aus dem angemufften Fundus der Horrormotive heraus und sticht damit aus dem Kabinett der zahlreichen Vampir-, Dämonen- und Zombieserien hervor. Vom klassischen Haunted House bis zum Horrorclown oder Hexenzirkel, Serienschöpfer Ryan Murphy und sein Team nehmen sich altbekannte Muster vor und kleiden sie in ein modernes Gewand. Handlungszeit und -ort wechseln, aber ein paar verbindende Elemente oder Figuren (wie z.B. Schwester Mary Eunice und Pepper oder Dr. Arden) tauchen dennoch innerhalb der verschiedenen Staffeln auf und deuten auf das hin, was das Finale der 6. Staffel bestätigte: Alle Fäden laufen am Ende zusammen. Diese Art von Ostereiern sind genau nach meinem Geschmack.

American Horror Story

Altbekannte Gesichter, neue Kostüme: Ein festes Ensemble von Schauspielern ist immer wieder in verschiedenen Rollen zu sehen (u.a. Jessica Lange, Sarah Paulson und seit neuestem auch Lady Gaga). Die meisten von ihnen sind fiktiv, doch historisch überlieferte Persönlichkeiten wie Delphine LaLaurie (Kathy Bates), die um 1830 in New Orleans ihre Sklaven auf schreckliche Weise folterte, die Voodoo-Meisterin Marie Laveau (Angela Bassett), die "schwarze Dahlie" (Gaststar Mena Suvari), der zwiegesichtige Edward Mordrake oder der Serienkiller Richard Ramirez. Das spannt einen Rahmen um das Horrorkonstrukt und ich freue mich jedes Mal aufs Neue mir auszumalen, in welcher Rolle die Gruselveteranen beim nächsten Mal auftreten werden. Mit jeder Staffel tauchen erschreckend bizarre Charaktere auf, die einen auf verschiedene Art und Weise das Fürchten lehren, sei es durch ihr skurriles Aussehen, raffinierte Kostüme oder durch unbeschreiblich sadistische Handlungen (an vorderster Front wären da der Freak-Jäger Stanley (Denis O’Hare), Nazi-Arzt Dr. Arden alias Hans Gruber (James Cromwell) oder das verzogene Muttersöhnchen Dandy (Finn Wittrock))

Schon das Intro lässt einem (also mir) das Blut in den Adern stocken. Die verstörenden Klänge von Cesar Davila sind nicht gerade ein geeignetes Schlaflied, schon gar nicht, wenn sie mit den passenden Gruselbildern aus der jeweiligen Staffel unterlegt sind. Der Horror in AHS hat viele Gesichter. Oft sind es die klassischen Element wie knarrende Türe, Unheil verkündende Schritte auf alten Dielenböden, das plötzliche Erscheinen dämonischer Gestalten. Der Vorteil am seriellen Erzählen ist, dass sich die Spannung über mehrere Episoden aufbaut und das Grauen allmählich zur vollen Geltung kommt, mal subtil, mal mit voller Härte. Dabei sind nicht mal literweise Kunstblut oder billige Jump Scares nötig. Am schrecklichsten ist aber meistens, wie auch im wahren Leben, das menschliche Handeln.

American Horror Story

Am intensivsten wird das in der 4. Staffel, American Horror Story: Freak Show, ausgespielt. Die Freaks sind Freaks, weil die Gesellschaft sie als solche deklariert und sie aus ihrer Mitte verdrängt, um fleißig eine Gräueltat nach der nächsten zu begehen und den Verdacht auf die friedlichen Freaks zu lenken. Dandy, seine Mama und Twisty lassen tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken. Wie im Horrorgenre entsteht das Grauen erst durch die Ängste der jeweiligen Gesellschaft entsprechend des Zeitgeistes einer Epoche. Während ebendiese 4. Staffel bisher mein Favorit ist, konnte mich nicht jede Staffel der Anthologieserie überzeugen. Zu abstruse, überladene Handlungsstränge sind manchmal zu durchstehen oder die Episoden sind einfach nicht packend genug. Obwohl mich das Thema Hexen und dunkler Voodoo-Zauber begeistert, enttäuschte mich die 3. Staffel American Horror Story: Coven am meisten (zu viel Teenager-Drama im Mädcheninternat).

Doch auch in seinen schwachen Momenten funktioniert es in American Horror Story wie so oft im Horrorfilm: Man möchte wegschauen, aber muss doch letztendlich hinschauen. Und wenn die Story mal nicht so überzeugt, reißt oft ein wohlplatzierter Twist oder eine ausgeklügelte Erzählung einiges wieder heraus. Ich bin gespannt, was die bereits bestätigten Staffeln 7 und 8 in petto haben, um dem Grauen wieder ein neues Gesicht zu verleihen.

American Horror Story

Welche Staffel von American Horror Story hat euch bisher am besten gefallen?

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