American Dad - Die Kunst, auf intelligente Weise dumm zu sein

20.10.2016 - 10:15 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
American DadFox Network/TBS
19
7
Good morning USA! Seth MacFarlanes animierte Satire-Serie American Dad wird häufig als billige Kopie seines viel erfolgreicheren Family Guy angesehen. Warum ich aber American Dad für die bessere Show halte, könnt ihr in meinem Herz für Serie lesen.

Dann werde ich mal den Kommentar-Bereich mit diesem Mein Herz für Serie zum Kochen bringen. Schon als ich die Idee vorschlug, einen Artikel über American Dad zu verfassen, gab es in der Redaktion ein paar ungläubige Blicke. Aber ich sage es laut und ich sage es stolz: Ich liebe American Dad! Für mich ist die ausgefallene Zeichentrickserie über einen CIA-Agenten und seinen Familienalltag besser als alles, was der Family Guy-Schöpfer Seth MacFarlane bisher gemacht hat.

American Dad erzählt vom Leben des konservativen CIA-Agenten Stan Smith (Seth MacFarlane), der zusammen mit seiner stereotypen Hausfrau Francine (Wendy Schaal), seiner rebellischen Tochter Hayley (Rachael MacFarlane), seinem pubertierenden Sohn Steve (Scott Grimes), dem sprechenden Fisch Klaus (Dee Bradley Baker) und dem pansexuellen Alien Roger (ebenfalls Seth MacFarlane) in der fiktiven Stadt Langley Falls lebt. Der chaotische Alltag der Smiths ist durch allerhand absurde Ereignisse geprägt, die sich entweder mit Familienproblemen, Stans Job oder auch dem normalen Wahnsinn der einzelnen Figuren beschäftigen.

Stan & Francine bei ihren ehelichen Pflichten

Figuren über dem Witz und nicht umgekehrt

Einer der vielen Gründe, warum ich mich vor Jahren in American Dad verliebt habe, sind die Figuren, die zwar allerhand Macken haben, aber einem dennoch echt ans Herz wachsen können. Anders als beispielsweise in Family Guy sind die Figuren nicht nur dafür da, um Witze über sie zu machen, in dem sie zum Beispiel ständig niedergemacht werden, sondern sie sind Teil der Witze. Freilich kann man sich von einer Serie, die jede Folge im Gag-Dauerfeuer ist, keine großen Charakterentwicklungen erwarten. Aber immerhin wurden schon früh die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Figuren festgelegt, teilweise etwas vertieft und sind damit Teil des eigentlichen Humors geworden. Die einzelnen Folgen, in denen eines der Mitglieder der Smith-Familie im Vordergrund steht, haben einige Highlights zu bieten, und nie möchte ich abschalten, weil ausgerechnet Figur X nun den Hauptplot bekommen hat (Stichwort Meg in Family Guy). Man weiß eben, was man bekommt.

Umso großartiger ist es deshalb auch, dass die Autoren von American Dad mit dem durchgedrehten Alien Roger ein unberechenbares Element in die Show eingebracht haben. War der alkohol- und drogensüchtige Außerirdische anfangs noch ans Haus der Smiths gebunden und ziemlich eindimensional, gab man ihm mehr und mehr die Möglichkeit, herauszukommen, indem Roger mit verschiedenen Kostümen andere Persönlichkeiten annimmt. Manchmal brechen Rogers Persönlichkeiten so stark mit der Logik der Serie, dass es selbst von den anderen Figuren dazu hin und wieder einen selbstironischen Kommentar gibt. Auch außerhalb der Smith-Familie gibt es eine Menge anderer liebenswerter Figuren wie Steves Nerd-Freunde Steve, Snot und Toshi oder den degenerierten CIA-Direktor Avery Bullock (Patrick Stewart), der nie auf seinen offensichtlich britischen Akzent angesprochen wird.

Roger in einer seiner unzähligen Persönlichkeiten

Gags im Dauerfeuer und das ist auch gut so!

American Dad ist unglaublich schnell und die Witze, seien sie nun visuell oder in Dialogen, fliegen einem nur so um die Ohren. Das kann am Anfang vielleicht noch etwas irritierend wirken, aber nach einer Weile gewöhnt man sich an das hohe Tempo. Und dadurch macht auch jede weitere Sichtung einer Episode umso mehr Spaß, da sich hier und da doch noch ein Witz befindet, der beim ersten Mal noch übersehen wurde. Anders als Family Guy oder die meiner Meinung nach zurecht gefloppte The Cleveland Show nimmt sich American Dad nicht mittendrin eine Auszeit, um einen Witz zu erzählen. Jeder Joke ist Teil der Handlung oder des Dialogs und nur sehr, sehr selten wird der Erzählfluss durch einen Flashback oder Cut-Away-Sketch unterbrochen. Selbst lang ausgedehnte Witze und Running-Gags reihen sich im Laufe einer Episode oder Staffel großartig ein. American Dad ist dabei nicht immer intelligent und geht gerne mal unter die Gürtellinie, aber die Art, wie ein infantiler Witz erzählt wird, macht es dann wieder wett. Die Serie erreicht nicht ganz die satirische Bedeutung eines South Parks oder den frühen Simpsons, aber wer genau aufpasst, findet in den schneidigen Dialogen den ein oder anderen Seitenhieb auf Religionen und den American Way of Life. Auch die amerikanischen Geheimdienste bekommen ihr Fett weg, besonders, wenn man sieht, dass es bei der CIA wie in einer College-Verbindung zugeht, in der eine Bande Degenerierter ständig säuft, Drogen nimmt und sinnlos Menschen tötet.

Klaus wird sauer

Letztendlich bleibt Humor eine subjektive Angelegenheit und American Dad kitzelt mit seinem hohen Tempo, dem Zynismus und den trottelig-liebenswerten Figuren auch nach 13 Staffeln nach wie vor mein Zwerchfell. Wer aber American Dad immer noch mit Family Guy vergleichen will, für den drück ich es in den Worten von Klaus dem Fisch aus:

There's a special place in hell for people who do things like this. Right next to child molesters and the sexy children who seduced them!

Was haltet ihr von American Dad?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News